Wenn Fahrer entscheiden
Scania eXc – die ultimative Fernverkehrsmaschine
Wie würden Sie – abgesehen von den heute strengen Längenbegrenzungen – am
liebsten leben und arbeiten, wenn Sie bei einem Transportauftrag mehrere Wochen
lang unterwegs wären und dabei meistens an Bord wohnen würden? Für die IAA
Nutzfahrzeuge 2002 hat Scania einen Konzept-Lkw in vollem Maßstab entwickelt,
der mit seinem verlängerten Fahrerhaus dem Fernverkehrs-Profi sehr viel mehr
Arbeits-, Wohn- und Schlafraum in einem Fernverkehrs-Lkw bietet, als es heute möglich
ist – beispielsweise für transkontinentale Transportaufträge.
Mehr Raum an Bord bedeutet aber sehr viel mehr als Komfort und Annehmlichkeiten.
Auch die Sicherheit auf unseren Straßen profitiert davon, wenn Lkw-Profis
komfortabler fahren und wohnen. Ebenso die Geborgenheit von Fahrer und Ladung
ist dabei zu berücksichtigen. Die Reaktionen der Transportbranche auf das
Ausstellungsfahrzeug in Hannover sind für die Designer und Konstrukteure von
Scania von entscheidender Bedeutung.
Ein verbessertes Straßennetz zwischen Europa und Fernost – das heute bereits
konkrete Formen angenommen hat – eröffnet das Potenzial sehr weiter
interkontinentaler Transporte mit Hilfe des Lkw. Fahrer, die Transportaufträge
ausführen, die zwei oder mehrere Wochen andauern und wobei mehr als 12.000 km
zu bewältigen sind, werden höhere Anforderungen an Komfort, Funktionalität
und nicht zuletzt an die Sicherheit stellen.
Der Scania eXc (Extended Cab = verlängertes Fahrerhaus) wurde mit einem
innovativen Interieurkonzept von den Stylingexperten und Ingenieuren von Scania
entwickelt und entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Feedback von Lkw-Profis
in Produktkliniken. Besonders berücksichtigt wurden dabei die Erfahrungen von
Berufskraftfahrern, die heute bereits mindestens vier Nächte pro Woche an Bord
ihrer Lkw übernachten. Mit Hilfe des vorbildlichen Modulsystems gelang es den
Ergonomie- und Stylingexperten von Scania, dieses verlängerte
Topline-Fernverkehrs-Fahrerhaus zu entwickeln (Verlängerung um 1.300 mm). Der
Abstand von der Stoßstange zur Fahrerhausrückwand ist dabei identisch mit dem
Wert des Scania T-Haubers mit Fernverkehrs-Fahrerhaus. Die Gesamtfahrgestelllänge
entspricht daher einer Scania T 4x2-Sattelzugmaschine.
Die zusätzliche Länge bietet ein außergewöhnlich geräumiges und
komfortables Interieur, das perfekt geeignet ist für trans- und
interkontinentalen Fernverkehr, wo die Fahrer mehrere Wochen lang unterwegs
sind. Eine neue Definition von Längenbegrenzungen für solche Transportaufträge
würde Komfort und Sicherheit erheblich verbessern.
"Wir Fahrzeughersteller müssen
neu darüber nachdenken, wie ein Fahrerhaus für solch lange Transportaufträge
organisiert und ausgestattet sein muss", unterstreicht Johan Lundén,
Ergonomie-Ingenieur und Projektleiter. "Das Feedback von unseren Kunden
zeigt, dass es heute eine Diskrepanz zwischen der Art und Weise gibt, wie
Fernfahrer heute an Bord leben und wie sie sich dies unter Idealbedingungen
vorstellen."
"Dieses Konzept wurde auf einen Solo-Fahrer zugeschnitten, da Transporte
mit einem Fahrer heute in der Branche immer mehr zunehmen."
"Die heutigen Längenbegrenzungen haben zu relativ kurzen Fahrerhäusern
geführt, die einem verbesserten Komfort im Wege stehen. Die Längen der Fahrerhäuser
sind indirekt durch die gesetzlichen Auflagen bestimmt, aber auch von der
Handlichkeit des Lastzugs. Ziel unserer neuen Fahrerhausentwicklung ist es, dem
Fahrer bessere Voraussetzungen für erholsame Pausen und Übernachtungen an Bord
zu bieten, was sich für den Transportunternehmer und alle Verkehrsteilnehmer in
Form höherer aktiver Sicherheit auszahlt."
Arbeiten, leben und schlafen an
Bord
Der Fahrerplatz basiert auf einem serienmäßigen Scania R-Fahrerhaus mit
auf den Fahrer zugeschnittenem Armaturenbrett, bei dem alle Bedienelemente und
Funktionen leicht erreichbar sind. Der Zugang zum Wohnraum wird durch den nach
hinten verschiebbaren Sitzmechanismus und das hochklappbare Lenkrad erleichtert
(der Beifahrersitz wurde bei dem Ausstellungsfahrzeug weggelassen, um den Zugang
zum Fahrerhaus zu erleichtern).
Die Satellitenkommunikation ist natürlich eine Voraussetzung für solche
Transportaufträge, dazu gehören Fahrzeugortung, Telematik und Zugriff zum
Internet (nicht eingebaut in dem Hannoveraner Ausstellungsfahrzeug).
Der zusätzliche Raumgewinn bietet dem Fahrer einen leicht erreichbaren "Wohnraum",
mit Armlehnensessel und Klapptisch. Die volle Innenhöhe dieses Bereichs beträgt
2.300 mm.
Die Beleuchtung erfolgt mit Hilfe einer zentralen Deckenleuchte, ergänzt
durch Spots und andere Beleuchtungselemente im Fahrerhaus. Zusätzliche
Steckdosen (12 und 24 V) bieten die Anschlussmöglichkeit für weitere Ausrüstung
im Wohnraum. Seitenscheiben hinter der Fahrer- und Beifahrertür sowie eine große
geschlossene Dachluke lässt Tageslicht in den Wohnraum hinein – die
Zahl der Scheiben wurde jedoch aus Sicherheitsgründen begrenzt.
Ein Zusatzgenerator kann zur Stromerzeugung eingebaut werden, das
Aggregat kann aber auch bei geparktem Lastzug Heiz- und Belüftungsfunktion mit
Strom versorgen. Das Fahrerhaus wurde komplett zusätzlich isoliert, um Kälte
und Hitze aus dem Innenraum fern zu halten.
Zu den "Haushaltsgeräten" an Bord zählen Mikrowelle, Kühlschrank,
Kaffeemaschine und Waschbecken mit fließendem Wasser, hinzu kommen Schubladen für
weitere Bord- und Küchenausrüstung.
Oberhalb der Liege wurde im Fahrerhaus ein herausklappbarer Flat-Screen-Monitor
eingebaut. Zusammen mit einem leistungsfähigen Audiosystem und einem DVD-Player
sorgt dieses System für Unterhaltung und Entspannung unabhängig vom
jeweiligen Standort.
Das "Schlafzimmer" liegt auf der anderen Seite des Tisches. Die
Liege besteht aus einer großen Federkernmatratze (900x2000 mm) in komfortabler
Sitzhöhe. Diese permanente Liege bleibt beim Fahren in Position – nach einer
Fahrpause muss nichts an Bord verstaut werden. Unter der Liege befinden sich
zwei große Zugkästen, in denen der Fahrer persönliche Dinge, Kleidung
und Bettwäsche unterbringen kann.
Ein "Gästezimmer" in kompletter Größe bildet die serienmäßig
900 mm breite Topline-Liege, die in ihrer normalen Position oberhalb der
Frontscheibe verbleibt.
Gepäckfächer an den
Seiten des Fahrerhauses erleichtern die Unterbringung von Gepäck und Kleidung.
Das Schließfach hinter dem Fahrer ist vor allem für Werkzeuge und die
Entsorgung von Müll konzipiert. Es ist sowohl von innen als auch von außen
erreichbar.
Ein großes, von außen erreichbares abschließbares Fach weiter hinten auf der
Fahrerseite dient der komfortablen Unterbringung von Gepäck. Dieses Fach bildet
die Grundplatte des Sessels im Fahrerhaus, und ist daher von außen und innen
erreichbar, so dass man von innen Gepäck herausnehmen und auspacken kann.
Ein drittes, von außen erreichbares, abschließbares Fach hinter der Fahrertür
ist nur von außen zu erreichen.
Wertgegenstände – wie Bargeld, Kreditkarten und wichtige Dokumente –
können in einem Wertfach gesichert werden, das fest im Fahrerhaus verankert
ist.
Platz zum Bewegen
"Am wichtigsten für den Scania eXc ist die Tatsache, dass wir hier mit
Hilfe des Modulsystems von Scania ein echtes geräumiges Fahrerhaus entwickelt
haben. Technische Verfeinerungen wurden auf das Wichtigste begrenzt, um vor
allem Platz zu schaffen, damit sich der Fahrer an Bord bewegen kann. Kein
Zweifel, dass dieses Fahrerhauskonzept auch zu vielen Verbesserungen und maßgeschneiderten
Lösungen inspiriert, und dort vertrauen wir ganz auf fantasievolle
Berufskraftfahrer. Wir freuen uns bereits darauf, ihre Reaktionen zu hören,"
sagt Johan Lundén abschließend.
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Schon damals (1949) baute Scania mit dem Scania-Vabis L21 imposante Sattelzugmaschinen für den Fernverkehr |
Quelle: Scania, 10/02